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Es scheint, als hätten wir alle diese besonderen Tage im Leben. Diese Tage, an denen die Weichen neu gestellt werden – ob wir wollen oder nicht. Es ist wohl so, dass jeder von uns bereits mindestens einmal einen solchen Tag bewusst erlebt hat, der eine Art Übertritt bedeutete. Einen Übertritt in etwas, das man weder geplant, noch unbedingt zum Ziel gehabt hat, aber dem man plötzlich entgegen gehen musste, weil stehenbleiben oder umkehren auch keine Optionen waren. Plötzlich erschafft die Unabdingbarkeit den Mut, der bisher gefehlt hat. Plötzlich lässt der Schmerz einen zusammenbrechen, wo man bisher noch dagegenhalten konnte.

Der Zusammenbruch geschieht plötzlich an Ort und Stelle und dennoch katapultiert er einen vorwärts.

An diesem Tag verändert sich alles,
und am meisten verändern wir uns selbst.

Oft realisiert man erst Tage, Wochen oder Jahre später, dass dieser Moment das Leben in zwei Hälften geteilt hat und die persönliche Zeitrechnung ganz automatisch zwei neue Reiter bekommen hat, in die sie Begebenheiten und Erfahrungen einsortiert. Diese Reiter zur Sortierung der Lebenszeit heißen „davor“ und „seitdem“…

Meist beginnt ein solcher Tag wenig spektakulär und fühlt sich erst mal an, wie jeder andere. Er präsentiert sich auch rückwirkend gleichermaßen unfreundlich und liebenswürdig, je nach dem aktuellen Gefühlszustand und Wissensstand, in dem man auf ihn blickt.
Scheinbar veränderte er alles und machte uns anders, aber eigentlich machte er uns nur mehr zu dem, wer wir immer waren. Dieser Tag ist der Beginn einer Reise näher zu sich selbst, zu einem authentischeren Leben, zurück zum Ursprung. Ein Anfang, den man gar nicht machen wollte, ein Weg, den man gar nicht gehen wollte, aber den man trotz aller Strapazen immer wieder einschlagen würde.

Manchmal wünschen wir uns an diesen Tagen, gewisse Erkenntnisse einfach nicht zu haben. Kaum hat man nämlich etwas erkannt, kann man nicht mehr so tun, als würde man es nicht wissen. Natürlich kann man sich selbst etwas vormachen und auch den anderen. Aber es ist immer nur eine unausgesprochene Lüge sich selbst gegenüber, die zwar vorher auch schon da gewesen war, aber sich, solange man sich nicht bewusst etwas vorgemacht hatte, zumindest nicht ganz so falsch angefühlt hatte.

Manchmal wünscht man sich in diesen Momenten seine eigene Unfähigkeit zurück, seine eigene Blindheit und sein Nicht-Wissen, aber so sehr man sich bemüht, zu vergessen, die Erkenntnis bleibt.

Man schaut also beinahe verstört auf sich selbst, diesen Augenblick und spürt, wie sich auflöst, woran man so sehr glauben und festhalten wollte.

Ein solcher Moment ereilte mich im Sommer 2021 in Italien. Ich stapfte einen steilen, unwegsamen Pfad hinauf und schwitzte unter der Mittagshitze. Gerade hatte ich realisiert, dass ich jetzt wohl zu viel wusste und zu viel verstanden hatte. So viele blinde Flecke hatte ich bemerkt und die Frage stand im Raum, ob etwas übrig bleiben würde, wenn man sie alle sichtbar machen würde… Klar war, dass es nicht meine Aufgabe war, mich darum zu kümmern. Es hätte zur Bedingung gemacht, was bedingungslos war und so bleiben musste, um den Namen Liebe zu verdienen. Ich hätte mich zum Retter aufgeschwungen, Aber einfach weiterzumachen, als wäre nichts geschehen, war auch nicht möglich. Denn damit hätte ich mich zum Gönner gemacht und die Gleichwertigkeit hergeben müssen, die es braucht, um Liebe zu sein. Was blieb, war mein eigener Rückzug, der mich zum Opfer machen würde. Was… natürlich… auch keine Liebe ist.
Aber mich selbst zu opfern war mein Muster und erschien mir daher als die beste Lösung. Auch wenn dabei mein Herz in so viele Einzelteile zerspringen würde, dass man eine halbe Ewigkeit brauchen würde, sie wieder einzusammeln.
Ich drehte mich um und schaute zurück ins Tal. Es fröstelte mich trotz der heißen Temperaturen. Ich spürte den stillen Hass und den kalten Neid in meinem Nacken. Das konnte ich nicht verdrängen. Viel zu oft war er mir schon begegnet und ich hatte mir geschworen, in einer solchen Atmosphäre nie wieder zu verweilen.

Manche Menschen tun alles, um ihren Status quo zu bewahren, auch wenn dieser überhaupt nicht erhaltenswert ist und jedem geholfen wäre, wenn er zugrunde gehen könnte.

Ich spürte, dass die schöne Zukunft, das ich mir ausgemalt hatte, in Gefahr war. Dass das Gefühl des Angekommenseins möglicherweise nur eine Momentaufnahme gewesen war. Ich hätte so gerne die Zeit zurückgedreht.

Fröstelnd und schwitzend zugleich, stapfte ich weiter den Weg hinauf. Ich hatte keinen Impuls, etwas zu sagen oder zu tun. Aber ich wusste, dass das Ende bereits begonnen hatte.

Oft geben wir uns mit einem Großteil an Glück zufrieden,
statt nach dem einzig wahren zu suchen.

Es ist wie die Taube auf dem Dach, für die der Spatz in der Hand sterben muss. Wie gerne würden wir mit dem Spatz aufs Dach klettern, die Hand ausbalancieren und ihn mit dem besten Futter füttern, damit er bleibt und sich weiter wohl fühlt. Dann würden wir gleichzeitig auch noch die Taube anlocken. Ganz vorsichtig natürlich, um den Spatz nicht zu vertreiben. Wir würden versuchen, die beiden miteinander bekannt zu machen. Da oben auf dem Dach. „Freundet euch an, ihr seid beide so toll“, würden wir sagen und wir würden beide Hände ausstrecken, um ihnen gleichwertige Plätze anzubieten.
Und im selben Moment vom Dach fallen.

Diese besonderen Tage sind es, die uns den Spatz aus der Hand schlagen. Vielleicht merken wir es erst nach Wochen oder Jahren, aber dieser Tag beraubt uns einer Illusion. Er löst eine Täuschung auf, die uns eigentlich ganz gut gefallen hat. Geschockt und verwirrt erinnern wir uns später an diesen Tag und realisieren, dass er der Auslöser war, für etwas, das viel später zu einer großen Transformation führen würde, aber dort seinen Anfang genommen hatte.

Auch heute frage ich mich fast jeden Tag, ob es nicht doch einen anderen Weg hätte geben können. Heute würde ich sprechen und meine Wahrnehmungen teilen. Damals wagte ich das noch nicht und scheute die Konfrontation. Ich war damals noch nicht ganz sicher, dass das Leben es immer gut mit einem meint. Auch wenn es sich nicht so anfühlt.
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Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass es anders ausgegangen wäre. Dass der Spatz alle fliegenden Affen vertilgt und dadurch zur Taube geworden wäre und ich nicht ganz allein auf das Dach hätte klettern müssen.

Denn auch wenn der Ausblick vo

Nela

glaubt an die weltverändernde Kraft von Kreativität und Selbstverwirklichung, denn Glück, Frieden und Wohlstand entstehen wie von selbst, wenn Talente genutzt, Träume erfüllt und Lebenspläne verwirklicht werden. Nicht nur für jeden einzelnen, sondern auch im großen Ganzen.

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